Adenauer, Konrad

Adenauer, Konrad
Adenauer, Konrad
 
Erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland wurde der Präsident des Parlamentarischen Rates und Vorsitzende der CDU Konrad Adenauer. Geboren in Köln am 5. Januar 1876, schlug Adenauer nach juristischem und volkswirtschaftlichem Studium die Anwaltslaufbahn ein. 1906 trat er dem Zentrum bei, 1908 wurde er Beigeordneter der Stadt Köln und war dort von 1917 bis 1933 Oberbürgermeister. 1920 bis 1933 war er außerdem Mitglied und Präsident des Preußischen Staatsrates.
 
In der Zeit der Weimarer Republik trat er während des deutsch-französischen Konfliktes anlässlich der Ruhrbesetzung für einen von Preußen losgelösten rheinischen Teilstaat innerhalb des Deutschen Reiches, aber in Anlehnung an Frankreich ein, um zur Entschärfung der Gegensätze beizutragen. Von den Nationalsozialisten wurde Adenauer aus allen Ämtern entlassen; nach dem 20. Juli 1944 war er für einige Monate inhaftiert.
 
Nach dem Krieg setzte ihn die amerikanische Militärverwaltung wieder als Kölner Oberbürgermeister ein, die britische Militärverwaltung entließ ihn aber bald wieder »wegen Unfähigkeit«. Parteipolitisch aktiv wurde Adenauer in der neu gegründeten CDU, in der er schnell Führungsfunktionen übernahm. 1946 wurde er zum Vorsitzenden der CDU der britischen Zone gewählt, 1950 bis 1966 war er Bundesvorsitzender der Partei. Am 1. September 1948 wählte ihn der Parlamentarische Rat zu seinem Präsidenten. Mit nur einer Stimme Mehrheit erreichte Adenauer am 15. September 1949 seine Wahl zum ersten Bundeskanzler, ein Amt, das er bis 1963 behielt.
 
Dreimal, 1953, 1957 und 1961, gewann die CDU/CSU mit ihm die Bundestagswahlen, jedes Mal mit deutlichem Abstand vor der SPD, 1957 errang sie sogar knapp die absolute Mehrheit. Adenauer hat die Politik dieser Zeit geprägt, so dass - auch wegen seiner langen Amtsperiode - von einer Adenauer-Ära gesprochen wird.
 
Seine herausragenden Leistungen waren vor allem die konsequent und zielstrebig betriebene Zurückgewinnung der deutschen Souveränität und die im erbitterten Kampf mit der Opposition durchgeführte Westintegration der Bundesrepublik. Die sich abzeichnende Vertiefung der Spaltung nahm Adenauer in Kauf in der Annahme, dass nur durch die Westintegration und eine Politik der Stärke gegenüber der Sowjetunion die Wiedervereinigung erreicht werden könne.
 
Schon früh, nämlich im März 1949 und wieder im Sommer/Herbst 1950, signalisierte Adenauer die deutsche Bereitschaft, einen Verteidigungsbeitrag im Rahmen einer europäischen Armee zu leisten. Dies geschah vor dem Hintergrund des Koreakrieges und der internationalen Diskussion um einen solchen Beitrag. Als Gegenleistung forderte das Kabinett die Souveränität für die Bundesrepublik. Ende August 1950 wurde ein entsprechendes Memorandum an den amerikanischen Hochkommissar McCloy übergeben.
 
Zu den großen Leistungen Adenauers gehörten auch die Wiederaufnahme der Gespräche mit Repräsentanten des neuen Staates Israel, das Bekenntnis zur Wiedergutmachung und vor allem die Aussöhnung mit Frankreich. Der am 22. Januar 1963 in Paris unterzeichnete Elysée-Vertrag (Deutsch-Französischer Vertrag) begründete eine enge Zusammenarbeit auf allen Gebieten.
 
Bei seinem Besuch in Moskau 1955 erreichte Adenauer die Rückkehr der bisher noch festgehaltenen rund 10 000 deutschen Kriegsgefangenen und akzeptierte die von der Sowjetunion gewünschte Aufnahme diplomatischer Beziehungen. In der Mitte seiner vierten Amtsperiode trat Adenauer am 15. Oktober 1963 als Bundeskanzler zurück, starkem Druck auch in den eigenen Reihen nachgebend. Zu seinem Nachfolger wurde am 16. Oktober 1963 der erfolgreiche Wirtschaftsminister Ludwig Erhard, der »Vater der sozialen Marktwirtschaft«, vom Deutschen Bundestag gewählt. Adenauer starb am 19. April 1967 in Rhöndorf.

Universal-Lexikon. 2012.

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